„Schaltet das Dunkel ein!“

Die künstlerische Intervention „Schaltet das Dunkel ein!“ möchte eine neue Perspektive für Schüler_innen auf ihren Schulraum vorschlagen. Der Schulraum soll als etwas Neues entdeckt werden – ein alltäglicher Ort kann verändert wahrgenommen werden und es entsteht die Möglichkeit alltägliche Bewegungen und Beobachtungen zu ändern. Wir werden nicht nur die Wände der Schule im Dunklem mit leuchtender Phosphorfarbe bemalen, sondern auch die Geschichte von Phosphor und dem Stein der Weisen kennenlernen. Die Schüler_innen sind selbst ein großer Teil der Aktion, indem sie malen und ihre Fantasie einbringen.

 

Am Freitag, den 15.02.2013 fand mein Projekt „Schaltet das Dunkel ein!“ in der Nürtingen - Grundschule in Berlin statt. In diesem Projekt wollte ich herausfinden, wie eine Gruppe von Kindern in ihrer vertrauten Umgebung unter veränderten Umständen lernen und gleichzeitig arbeiten können. Der Workshop fand in der 3. Etage der Schule zwischen dem Flur und der Aula statt.

Meine Idee war, die Phantasie der Kinder herauszufordern, und sie zu ermutigen, mit einer neuer Technik zu malen. Die Technik, die wir benutzt haben, ist die Arbeit mit der Phosphorfarbe, die im Dunkeln leuchtet. Diese Farbe ist fast unsichtbar bei Tageslicht oder bei der künstlichen Flurbeleuchtung. Sobald die Lichter ausgeschaltet sind, „geschieht die Magie“. Erleuchtete Farbe glüht, und man kann die Schläge der Bürsten, die wie von unsichtbarer Hand schaffen, an der Wand sehen.

Ich habe mit einer Gruppe von fünf Kindern im Alter von 9-12 Jahren gearbeitet. Einen Tag vor dem Workshop, dem 14.02.2013 , habe ich den Raum vorbereitet. Ich malte einige geometrische Formen auf die Decke des Raumes und bedeckte die Glastür mit einem schwarzen Tuch, so dass sie dunkel abschliessen konnte. Die geometrischen Formen vertreten dort den wissenschaftlichen Hintergrund des Phosphors und der Geschichte „Von der Suche nach dem Stein der Weisen durch Alchemie Forschung“. Zu Beginn des Workshops erzählte ich den Kindern, wie Phosphor von dem deutschen Apotheker und Alchemisten Hennig Brand erfunden wurde, und wie durch einen fantasievollen Denkprozess ein Mensch neue Dinge erfinden kann… üblicherweise durch einen „Unfall“. Dies sollte uns ermutigen, zu experimentieren und unsere Phantasie freizulassen. Ich zeigte ihnen auch ein paar Bilder von erstaunlichen glühenden Unterwasser-Lebewesen als eine mögliche Inspiration.

Nach dieser kurzen Einführung, begannen die Kinder zu malen. Einige von ihnen beschlossen, in Paaren zu arbeiten, und einige arbeiteten allein. Als Motive, die am Ende bearbeitet wurden, entstanden meist natürliche, organische Motive (Blumen und Tiere), aber auch einige Abstraktionen (Muster) und sogar ein Fabelwesen (ein Monster). Für mich ist es sehr spannend zu sehen, welche Motive durch die Kinder entstehen, wenn es so aussieht, als ob kein es Limit gibt.

Die Kinder hatten viel Spaß, und sie produzierten mühelos Kombinationen von verschiedenen Elementen in einer expressiven Weise. Interessant war für mich die Beobachtung, dass die entstandenen malerischen Motive der Kinder meinen Erwartungen entsprachen bzw. vorhersehbar waren.

Dies führt mich zu den folgenden Fragen:

 Welche Bildungsinhalte führen zur Bildung von Klischees bei Kindern? Ist es die Folge von Bildungselementen, oder ist das nur eine Phase, die in jedem Kind tritt? Vielleicht ist es nur so, dass bei manche Menschen die Phantasie stoppt, wenn durch reproduktives Denken beschränkt ist… oder vielleicht es ermutigt sie in einigen Fällen? Wo sind die Grenzen der Formgebung unserer Kinder? Ist es möglich, dass in unserer Welt der schnellen Verbindungen und Technologie unseren Verstand langsam geworden sind?

Durch diese Erfahrung habe ich gelehrt, dass die partizipativen Projekte Wachstum und Wohl bringen können. Sie können den Geist unserer Kinder öffnen und vorantreiben. Mit dieser Art von Projekten können wir ihnen zeigen, was sie durch ihre Anstrengung, Konzentration und Kollaboration einzeln und als Gruppe erreichen können. Zusammenarbeit mit anderen Menschen ist in der Regel in unserer Gesellschaft notwendig. Meine Meinung nach sollten wir das jungen Menschen deutlich machen. Aber Genuss muss auch eine große Rolle in jedem Leben spielen.

Vera Galesev