Residenz I

Grafikinsel- Eine mobile Siebdruckwerkstatt in der Schule
März – April 2011
Betreuende Künstler: Oscar Ardila & André Raatzsch
Koordination: André Raatzsch, Anja Bodanowitz
Zeitplan (PDF)

Konzept
Im Rahmen des so genannten „Raum X“ Projektes wurde die Möglichkeit einer mobilen Siebdruckwerkstatt (Grafikstation) in der Nürtingen Grundschule konzipiert. Die Idee ist es, einen ersten Kontakt mit graphischer Kommunikation zu ermöglichen, um ein visuelles Kommunikationssystem als Alternative zu der mündlichen und schriftlichen Verständigung innerhalb der Schule zu untersuchen. Innerhalb des Projektes „Auf der Suche nach dem „Raum X“ sollen verschiedene Bilder, Zeichen und Veröffentlichungen entworfen werden, die den alltäglichen Informationsaustausch zwischen LehrerInnen, SchülerInnen, Eltern, KünstlerInnen und EinwohnerInnen aus dem Viertel, in die Öffentlichkeit bringt.

Das Projekt der mobilen Siebdruckwerkstatt ist in mehrere Phasen gegliedert. Ein wichtiger Bestandteil nimmt das Erlernen der konkreten Technik des Siebdrucks ein. Es werden drei Grundgruppen gegründet (jeweils 8 TeilnehmerInnen), die den Siebdruckwagen „leiten“ werden. Jede Gruppe erlernt die Siebdruck-Grundkenntnisse, um später Drucke zu schaffen. Vor dem Druck werden Bilder, Zeichen, Plakate, Schulzeitung u.ä. entworfen. Zwei von diesen Gruppen werden von Kindern und eine bei Interesse Gruppe von PädagogInnen gebildet.

Seit langer Zeit wird Kreuzberg als ein repräsentativer „Demonstrations-Ort“ Berlins verstanden. Außer den gut besuchten Demonstrationen gibt es im Viertel unterschiedliche politische Äußerungen in Form von Plakaten, Flyern und Zeitschriften. Durch die Graphikinsel wird erwartet, einen ersten Kontakt mit dieser Demonstrations-kultur zu erreichen. Die Frage nach der Darstellung eines „gewünschten und gemeinsamen Raums“ bildet die Basis, nach der die Bilder und Elemente entworfen werden, um verschiedene Räume der Schule zu markieren oder temporär zu ändern. Diese Frage erlaubt auch die Entwicklung einer politischen Praxis. Durch den Abbildungsprozess des idealen Raums der Glücklichkeit, des Spieles, des Lernens, können die Positionen um bestimmte Problematiken –wie z.B. Ökologie, Ökonomie, Ausbildung- auf altersrelevanter Ebene diskutiert und in die Öffentlichkeit gebracht werden. Damit wird die politische Bedeutung des Raumes untersucht. Die mobile Siebdruckwerkstatt wird an unterschiedliche „offene“ Orte gestellt – z.B. in den Flur, auf den Hof, am Marianneplatz, außerhalb der Schule, u.ä.. Für jeden Raum werden grafische Elemente gestaltet und an den bestimmten Orten der Schule eingefügt.

Die Grafikinsel ist eine alternative Kunstwerkstatt
Wegen der mobilen Eigenschaft ist dieses Projekt mehr als eine klassische KünstlerInnenwerkstatt, in der nicht nur die individuelle Inspiration und Kreativität ausgelebt wird, sondern auch ein Element der Versammlung, bei dem sich die Ideen von verschiedenen Menschen treffen und einen komplexen kreativen Prozess durchlaufen.

Die Grafikinsel als eine selbständige Aktivität
Durch dieses Projekt erlernen die Kinder, wie man die Grafikinsel selbst weiterführen könnte. Das heißt, dass die Kinder die Siebdruckstation später eigenständig nutzen können, weil diese Kenntnisse in der Schule verankert werden. Die Siebdruckwerkstatt ist dann eine mögliche langfristige Aktivität in der Schule, die auch zusammen mit konkreten Kooperationspartnern entwickelt werden könnte.

Positionswechel bei der Grafikinsel
Die Kinder bilden Kinder aus. Das heißt, dass die SchülerInnen auch die Möglichkeit haben, besondere Kenntnisse selbst zu vermitteln. Man könnte sagen, dass sie zumindest für die Dauer des Workshops die Rolle der PädagogInnen übernehmen. Es ist geplant, eine Arbeitsgruppe mit PädagogInnen zu gründen, so dass die PädagogInnen einen künstlerischen Prozess erfahren und somit die Arbeit von KünstlerInnen kennenlernen können.

Die Grafikinsel mit Potential für zukünftige Sponsoren
Die mobile Siebdruckwerkstatt ist die Basis einer zukünftigen Fortsetzung. Angedacht ist eine Kontaktaufnahme der Siebdruckgruppen mit lokalansässigen Betrieben. Hier ist eine Förderung erhofft. Die SchülerInnen könnten im Gegenzug kleinere Druckarbeiten z.B. Flyer für die Sponsoren erstellen.

Erwünschte Ergebnisse
– Die Grundkenntnisse der Siebdrucktechnik werden Gruppen von Kindern und PädagogInnen vermittelt.
– Eine mobile Siebdruckwerkstatt wird in der Schule gegründet, die an der Schule bleibt und permanent/ langfristig genutzt werden kann.
– Die Entwicklung von graphischen Elementen, die in den Räumen der Schule eingebracht werden sollen – wie z.B. Schilder, Plakate, u.ä. werden während der Workshops entworfen: Die TeilnehmerInnen entwickeln die verschiedenen Bildmotive und drucken die grafischen Elemente mit der Technik des Siebdruck aus. Es gibt auch die Möglichkeit diese Elemente in den öffentlichen Raum einzufügen. Organisatorisch bedeutet dies ,dass hierzu im Vorfeld die Genehmigung beantragt werden muss.
– Entwicklung einer „graphischen“ Kommunikation in der Schule durch die Veröffentlichung eines/einer Bilderbuches/Schulzeitung/Zeitschrift. In diesem Fall wird ein Format entworfen, in dem die Bilder und graphische Elementen die „Hauptrolle“ haben. Diese wird innerhalb der Schule verteilt.
– Realisierung einer „Siebdruck-Session“ in der Schule, in der T-Shirts als repräsentatives Element der Schule ausgedruckt werden kann. Die Idee ist es, eine Anwesenheit der Schule im Kiez zu erreichen. T-Shirts können von all den TeilnehmerInnen der Schule getragen werden.

Durchführung
– Die Workshops entwickeln sich in vier Phasen. Die ersten drei Wochen wird mit einer Grundgruppe zusammen gearbeitet. Im Verlauf der zweiten Phase wird eine neue Grundgruppe gebildet und mit andren Klassen gearbeitet (drei Wochen). Die dritte Phase wird mit PädagogInnen/Eltern gehalten (eine Woche).
– Die vierte Phase ist eine Ausstellung (eine Woche). Es werden Live-Siebdruck-Sessions veranstaltet, an der die Eltern teilnehmen können. Außerdem wird die Veröffentlichung der Zeitung verteilt. Zudem werden mehrere Bilder des Prozesses und die Dokumentation gezeigt. T-Shirts werden ausgedruckt. Die Ausstellung wird mit den SchülerInnen zusammen konzipiert – hierbei wird das Konzipieren von Ausstellungen praktisch erfahrbar gemacht.

Vielfalt-Plakat/T-Shirt-Design
Als letzte Phase des Projektes werden vier Bilder von vier verschieden Klassen über das Thema Vielfalt entworfen, die in Form von Plakaten oder T-Shirt-Motiven gedruckt und präsentiert werden. In diesem Fall wird die Frage nach der Vielfalt zu alltäglichen Gegenständen/Aktivitäten der Kinder bearbeitet. Damit könnte das Thema „Vielfalt“ aus einer anderen Perspektive verstanden, diskutiert und in die Öffentlichkeit gebracht werden. Erstens sollen die SchülerInnen ihre eigene Individualität abbilden, so z.B. ein Selbstporträt, das Lieblingstier, die Stadt, die besten Freunden, das leckersten Essen (Es wird erwartet ca. 24 Zeichnungen pro Klasse zu erreichen). Zweitens könnte die „Vielfalt“ durch die Versammlung der verschiedenen Darstellungs-Gruppen in Form eines Designs für ein Plakate oder ein T-Shirt Motivs präsentiert werden, wo die verschiedenen abgebildeten Wirklichkeiten zeitgleich zusammen treffen. So treffen in der Bildsprache z.B. die verschiedenen Darstellungen von der Stadt. In diesem Sinn kann die Vielfalt der Schule sichtbar gemacht werden, wenn die verschieden Versionen des Motivs und Themas der Stadt unterschiedlich neben einander gestellt sind und in die Öffentlichkeit gebracht werden.

Abstract Text des Projektes (Website)
Im Rahmen des so genannten „Auf der Suche nach Raum X“ Projektes findet zwischen März und April 2011 das Projekt „Grafikinsel“ statt, in der eine mobile Siebdruckwerkstatt (Grafikstation) in der Nürtingen Grundschule entwickelt wird. Die Idee ist es, einen ersten Kontakt mit graphischer Kommunikation zu ermöglichen. Es sollen verschiedene Plakate und T-Shirt-Motive entworfen werden, um ein visuelles Kommunikationssystem als Alternative zu der mündlichen und schriftlichen Verständigung innerhalb der Schule zu entwickeln und die Kommunikationstruktur somit zu untersuchen. Ein wichtiger Bestandteil des Projektes ist das Erlernen der konkreten Technik des Siebdrucks. Mehrere SchülerInnen, PädagogInnen und Eltern erlernen die Siebdruck-Grundkenntnisse, um später den Siebdruckwagen zu „leiten“ und die Drucke zu schaffen. Mit der Hilfe der mobilen Siebdruckwerkstatt werden verschiedene Klassen besucht, um die Siebdrucktechnik zu erläutern. Im Laufe dieser Besuche wird die Frage nach der Darstellung von „Vielfalt“ in der Schule gestellt. Danach werden die Plakate und Motive abgebildet. In der zweiten Woche im April werden die Ergebnisse in einer Ausstellung präsentiert und eine Live-Siebdruck-Session wird durchgeführt, in der die BesucherInnen ein Plakat oder die T-Shirt-Motiv drucken können.

Das Siebdruckteam: Jaibah, Miriam, Wilhelm, Mika, Mikas, Fabio, Luis, Yaheb und Eggi